Die Pflege der Spülmaschine gehört auch im privaten Haushalt zu den unbeliebtesten Aufgaben. Während die Reinigung des Geschirrs automatisch erfolgt, müssen sowohl Be- als auch Entladen von Menschenhand verrichtet werden. Einen höheren Unmut fördert nur das „Müllrausbringen“ zu Tage. Am Arbeitsplatz, wo das Küchengerät gemeinsam mit Kollegen genutzt wird, scheint sich die innere Ablehnung nochmals zu intensivieren.

Das Drama nimmt seinen Lauf

1850 reichte Joel Houghton das erste Patent für eine Geschirrspülmaschine ein. Damals noch aus Holz und kaum funktionsfähig. 1929 brachte Miele dann den ersten Geschirrspüler Europas auf den Markt. Zwar ist nicht überliefert, wann genau die ersten Geräte Einzug in Büros hielten, doch kann man davon ausgehen, dass seit dieser Stunde Null das Drama seinen Lauf nimmt.

Die Schöpfungsgeschichte stellt sich hier verkürzt und modern dar: An Tag eins wurde die Firma gegründet. An Tag zwei wurde das Büro samt Spülmaschine bezogen. Seit Tag zwei und einer halben Stunde werden (teils hitzige) Diskussionen um den richtigen Umgang mit dem Küchengerät geführt.

Volle Ladung! Doch wer macht’s eigentlich richtig?

Die Arbeitswoche beginnt. Sofort folgen die kleinen Freuden einer gemeinschaftlichen Spülmaschine. Nicht eine Tasse ist mehr im Schrank zu sehen. Notgedrungen wird also damit begonnen die Maschine zu entleeren.Wie immer findet sich mindestens ein Kollege, der seine Müslischale verkehrt herum eingeräumt hat. Während das von der Schale gesammelte Spülwasser das Hosenbein hinunterrinnt, wird es zur Gewissheit: Der Tag kann nur besser werden!

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Eine durchschnittliche Maschine fasst rund 160 Geschirrteile. Mindestens genauso viele Theorien existieren um die Frage, wie man das Gerät am sinnvollsten belädt – und jeder verfolgt dabei die einzig Richtige. Denkt er zumindest.

Zu den großen Highlights gehören dabei die „Keiler“, die Teller so verschachteln, dass sie kaum mehr aus der Maschine zu bringen sind. Die „Mauler“, die nicht müde werden zu betonen, dass es eine Verschwendung ist einen Spülgang anzuschalten, ohne die restlichen Stücke einzuräumen. (Eine helfende Hand, um diesen guten Vorsatz umzusetzen, ist von Maulern nicht zu erwarten.) Schließlich gibt es noch jene, die davon gehört haben, dass Besteck nur dann sauber wird, wenn es mit dem Griff nach unten in den Korb gestellt wird. Immer wieder kommt man dank dieser Gruppe an Einräumern so in direkten Kontakt mit den kulinarischen Köstlichkeiten seiner Kollegen.

Das Mysterium – die Blackbox, die nicht geöffnet werden darf

Es ist wie Magie! Das dreckige Geschirr kommt hinein – das Programm läuft ein, zwei Stunden – das saubere Geschirr kommt heraus. Die Spülmaschine als Blackbox: Niemand weiß wirklich, was in ihrem Inneren passiert. Bei älteren Modellen sind die Anzeigen in der Tür angebracht, sodass man noch nicht einmal sieht, ob etwas passiert.

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Vor diesem Geheimnis scheint eine andächtige Ehrfurcht vorzuherrschen. Kaum ein Mitarbeiter traut sich den heiligen Schrein (die geschlossene Spülmaschine) zu öffnen und nachzuschauen, ob ein Programm läuft. Ist die magische Pforte also verschlossen, werden dreckige Schüsseln und Gläser auf der winzigen Arbeitsfläche kunstvoll zu turmhohen Bauwerken gestapelt. Schließlich dachte man ja die Maschine läuft… Welch eine Allegorie zu Schrödingers Katze! Die Geschirrspülmaschine hält sich in einem Zustand in dem sie läuft und zugleich nicht läuft.

Um an dieser Stelle für etwas Erleuchtung zu sorgen: Geschirrspüler können auch während eines Spülgangs geöffnet werden. Wenn man sich dabei beeilt, können die Feen und Elfen auch nicht entweichen und die Magie bleibt erhalten.

Multitasking – Koch und Tellerwäscher in einem Gerät!

So manche Küchen-Elitisten verpönen Mikrowellen als Geräte für Faule. Alles schnell machen wollen und ohne viel Aufwand ein ganzes Menü beisammen haben… Internetforen und Food-Blogger bewerben einen Trend der verspricht die Effizienz auf ein ganz anderes Niveau zu steigern. Gemüse, Fleisch und Fisch werden einfach im Geschirrspüler gegart. Angeblich besonders umweltfreundlich und zeitsparend. Ganze Fangemeinden und Kochbücher haben sich um diese Methode bereits firmiert. Die Lebensmittel werden dazu einfach in Einweckgläser oder Vakuumbeutel verpackt und in die Maschine gegeben.

Verfügt die Speise anschließend über eine besonders würzige Note, muss man wohl davon ausgehen, dass die Verpackung eine undichte Stelle hatte. Sicherheitshalber wird deshalb empfohlen in solchen Koch-Spülgängen kein Geschirrspülmittel zu verwenden. Wo genau dann die Ersparnis liegt, wenn 15 Liter Wasser über 2 Stunden auf konstanter Temperatur gehalten werden, um einen Lachs zu garen aber kein Geschirr zu spülen – das erscheint fraglich.

Da geht noch mehr! Was Spülmaschinen kurioses leisten können

Sie dachten schon der Holzkochlöffel, den ein Kollege hartnäckig immer wieder einräumt, wäre im Geschirrspüler fehl am Platz? Es geht noch schlimmer! Das Internet ist voll von kuriosen Tipps, um lästige Aufgaben des Hausputzes zu verkürzen. Die Spülmaschine übernimmt hierbei oftmals die Hauptrolle. Von Lampenschirmen (aus Glas oder Plastik) die von Staub befreit werden wollen, über Baseballkappen, die in Waschmaschinen ihre Form verlieren würden, hin zu verdreckten Turnschuhen. Geschirrspüler werden als echte Alleskönner angepriesen.

Anstatt sich das nächste Mal also darüber zu ärgern, dass die Kollegen Tassen-Tetris nach anderen Spielregeln spielen, sollte man sich lieber freuen, dass man dort nicht ihren Hausrat, Kleidungsstücke oder Lachs-Pakete vorfindet.

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